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Eine kleine Wanderung im Sarek Nationalpark - Schweden

  • von Alicia
  • 09 Juli, 2018
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Das Leben in Freiheit ist so lebendig wie bequem. Wir erleben, sehen und staunen viel, aber dennoch sitzen wir viel – im Scudo, also Zuhause, mit Blick auf die zurzeit einfach nicht untergehende Sonne hier in Nordeuropa.

Unser Reisealltag in Schweden sah bisher so aus, dass wir viele kleinere Strecken von Ort zu Ort gefahren sind. Oft ans Wasser, damit Tim uns, wie er fast jeden Abend voller Vorfreude prophezeit, „heute endlich einen Lachs“ angelt :-). Dieser lässt zwar auf sich warten, aber bisher hatten wir zumindest mal Hecht und Barsch zum Abendessen. Und so haben wir das Leben an diesen schwedischen kleinen Örtchen, mit diesen schwedischen Holzhäuschen, an diesen schwedischen, erfrischenden Seen einfach in Freiheit genossen.

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Aber irgendwann haben wir auch genug gechillt. Es ist an der Zeit, mal etwas Außergewöhnliches zu erleben, vielleicht ein Abenteuer? Das muss sich Tim in etwa gedacht haben, als unser Gespräch darüber, ob wir den Sarek Nationalpark bewandern oder nicht, mit seinen Worten „Ich hab' mich ja kaum getraut dich zu fragen, aber sollen wir das machen?“ begann. Für einige Tage haben wir die Idee sacken lassen und sind dann doch noch zu dem Entschluss gekommen, ein paar Tage in den Sarek Nationalpark zu wandern. Und – um kurz zu spoilern – das war eine sehr gute Entscheidung!

Los geht’s! Wir kommen an der Fjällstation in Kvikkjokk (Schwedens Lappland) an, suchen in der Karte nach einer geeigneten Route, machen eine Packliste und bereiten alles vor. Am nächsten Tag nach dem Mittagessen geht es los. Mit unseren 35 Liter Rucksäcken auf dem Rücken und unseren Wanderstöcken gewappnet befinden wir uns irgendwann auf einem Trampelpfad in Richtung Sarek. Dort, wo sich das Parte-Massiv befindet, wollen wir hin. Aus „Freiheit so lebendig wie bequem“ schwindet jetzt erst einmal die Bequemlichkeit und es bleibt das pure Leben.

Am ersten Tag folgen wir einem vollkommen falschen Pfad. Geht ja schon gut los. Wir kämpfen uns durch Gestrüpp und stellen fest: Mit Wandern hat das hier wenig zu tun. Fünf Stunden später schlagen wir unser erstes Nachtlager in „Mückenhausen“ auf. So etwas haben wir noch nicht erlebt. Allein am Knie zähle ich rund 20 Mücken, am Rücken sehe ich's zum Glück nicht. Wo sind wir denn bitte hier gelandet? Zumindest besteht noch genug Energie und Motivation, ein Lagerfeuer zu machen. Morgen wird es hoffentlich besser.

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Der zweite Tag bricht an. Wir haben gestern tatsächlich einen halben Tag verloren, indem wir irgendwo durch eine verbotene Zone gewandert sind, auf der Suche nach einem Pfad, den es nie gab. Wir wären fast durch einen stark strömenden Fluss gefurtet, weil wir dachten, dass das so Sinn und Zweck dieses Gestrüpp-Abenteuers ist. Aber da spätestens auf der anderen Seite des Flusses auch keine Spur eines Wanderpfades in Sicht war, haben wir die Karte nochmal eingehend studiert, uns beratschlagt und schließlich die Erleuchtung bekommen, dass wir auf einer völlig falschen Spur waren. Also zurück und nochmal von vorne…

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…Wir haben unseren Pfad gefunden, gehen nicht den Kungsleden, weil das der einfachere „Touri-Wanderpfad“ ist. Wir wollen etwas mehr Herausforderungerst recht nach gesternund gehen zum Parek, also in den Sarek Nationalpark rein. Unser Proviant reicht für fünf bis sechs Tage, diese Zeit reicht aber nur, um den Sarek anzukratzen. Man muss schon zwei Wochen einplanen, um in die Tiefen des Sarek einzutauchen und eventuell mal einen Braunbären zu sehen. Dort, in der letzten Wildnis Europas, soll es sie in freier Wildbahn geben, aber es grenzt schon an ein Wunder, mal etwas mehr Leben als nur Vögel oder ab und an andere Wanderer zu sehen.

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Einmal müssen wir einen Fluss furten, damit war zu rechnen, aber dieser Fluss ist noch lange nicht so wild wie der Fluss, den wir am ersten Tag zu furten gedachten. Das Wasser ist eiskalt, aber alles noch im Rahmen des Machbaren – solange keiner von uns jetzt ins Wasser rutscht. Als die Etappe geschafft ist, wandern wir den Rest des Tages weiter. Jeder sinniert für sich über das Leben oder was auch immer. Ab und an essen wir ein paar Nüsse, teilen uns einen Mate-Tee und abends gibt es ein Reisgericht am Feuer.

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An Tag drei kommen wir schließlich an dem für uns festgesetzten Ziel an: Parek Boarek. Hier befindet sich das Parte-Massiv, eine Berglandschaft mit Gipfeln, die um die 1800 m hoch sind. Am nächsten Morgen wandern wir in Richtung des Berges und lassen für den steileren Anstieg unsere Rucksäcke unten liegen. Der Wind peitscht uns um die Ohren und wir steigen hoch, mal über Schnee, mal über Gestein und immer mehr über Geröll. Hier und da rutscht ein Stein. Wir gehen in sicherem Abstand voneinander hoch. Die Anstrengung steht uns ins Gesicht geschrieben, aber unser innerer Reinhold Messner lässt uns nicht los. Bis das Geröll irgendwann so extrem rutschig wird, ca. 300 m vor dem Gipfel, dass wir beide beschließen, nach einer kurzen Fotosession wieder abzusteigen. Eine weitere Portion Nüsse und Schokoriegel tut ihr Übriges und wir wandern zurück – fast in Einem durch. Vier oder fünf Stunden vor unserem wartenden Scudo schlagen wir unser letztes Nachtlager auf. Für Lagerfeuer zu müde schaffen wir es gerade mal unser Zelt aufzubauen, schnell den Reis zu kochen und uns am Bach die Zähne zu putzen.
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Wandern im Sarek Nationalpark in Schweden, auf dem Parek Boarek, To The World's End
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Die letzten paar Kilometer wandern wir am nächsten Tag in großer Vorfreude auf unser warmes, winddichtes Zuhause. Hach…für den kleinen Scudo, dieses Zuhause auf so engem Raum, haben wir eine neue Wertschätzung erlangt – jetzt, da wir  im Vergleich zum Leben in einem Camper für einen kurzen Moment eine größere Extreme erlebt haben. Und das Fazit? Wir würden es jederzeit wieder machen – einfach mal ausbrechen. Ob, wie ursprünglich, aus Deutschland oder aktuell aus dem Scudo…Freiheit…ist nichts, das man hat, sondern etwas, das man tut.

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