Der Titel dieses Beitrags ist eigentlich untertrieben, denn Finnland hat weit mehr als nur 1.000 Seen zu bieten. Schon beim ersten Blick auf die Karte bemerkten wir, dass dort um einiges mehr Seen eingezeichnet sind als bei den aufgeführten Ländern links und rechts von Finnland. Also war die Freude besonders groß, diesen Sommer gebührend feiern zu können – nämlich im kühlen Nass. Außerdem kommt uns jede erfrischende Gelegenheit ja sehr gelegen bei unserem jetzigen Reiseleben, das wir einzig und allein auf einen kleinen Camper reduziert haben. Na gut, mit unseren zwei Campingstühlen und einem Campingtischlein haben wir manchmal auch eine schöne Terrasse. Ein Badezimmer haben wir nicht mehr, lediglich eine „Outdoor-Dusche“, aber diese ist nichts gegen das morgendliche Eintauchen in sichtlich sauberes Wasser an einem herrlichen Sommertag.
Finnland hat dieses gewisse Etwas. Landschaftliche vielleicht nicht an fjordähnliche Ausblicke herankommend, wirkt das Land wie das kleine Geschwisterchen Schwedens, das in seiner Jugend viel mit Russland "abgehangen" hat. Natürlich spiele ich hier auf die finnische Geschichte an, da Finnland jahrhundertelang unter schwedischer bzw. russischer Herrschaft stand. Von Russland keine Spur mehr zu sehen, erweckt das Land der Finnen mit seinen roten Holzhäuschen jedoch einen klassisch skandinavischen Eindruck.
Während unserer freien Fahrt aus Lappland in Richtung Süden ließen wir erst einmal alles, vor allem aber den warmen Fahrtwind, auf uns wirken. Zu diesem Zeitpunkt noch unwissend, dass wir einem Jahrhundertsommer entgegenfuhren, stellten wir fest, dass die Temperaturen immer weiter stiegen. Tatsächlich erreichten wir an unserem ersten Etappenziel in Inari einen Temperaturunterschied von 22 Grad innerhalb von fünf Stunden Fahrt. Sollte das tatsächlich unser Sommer werden?
Ohtakari – du lieblicher kleiner Ort
In einem Zeitraum von insgesamt ca. zwei Wochen fuhren wir die Westküste hinunter in Richtung Helsinki. Unter anderem machten wir Halt auf einer kleinen Insel, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird: Ohtakari. Hier fühlten wir uns auf Anhieb wohl. Mal Abstand nehmend von den vielen finnischen Seen, badeten wir hier in der Ostsee. Tagsüber unseres zweieinhalbtägigen Aufenthalts lagen wir am Sandstrand und wurden hier und da von ein paar angelnden Kindern begleitet, die ihre Sommerferien auf dieser kleinen Insel zu verbringen schienen. Am Ende der einzigen Straße gab es einen Stellplatz mit ausschließlich finnischen campenden Familien, die sich diesen süßen Ort als Erholungsort zum Urlauben ausgesucht hatten. Und wer hier nicht urlaubte, der kam mit der gesamten Familie für ein, zwei Stündchen zum Sonnenbaden her und genoss wie wir den weiten Strand und das herrliche Wasser.
Herzlichkeit in Finnland
Finnland scheint touristisch so unberührt, dass wir kaum ein
ausländisches Wohnmobil zu Gesicht bekamen – ganz anders in Schweden oder
Norwegens Nordkap! Vielmehr bemerkten wir, dass die Finnen selbst
leidenschaftliche Camper zu sein scheinen. So ließen wir es uns nicht nehmen,
zwei Mal einen zufällig auf der Karte ausgewählten Campingplatz anzusteuern. In
beiden Fällen erlebten wir, da wir den Finnen auf den Campingplätzen so nah
waren wie nie, pure Herzlichkeit und Freundlichkeit. Begrüßt wurden wir mit
einem Handschlag vom Chef persönlich und was das Check-Out betraf, so hieß es
in beiden Fällen: „Feel free to leave whenever you like.“
Wie es sich ja für
Finnland gehört, verfügt auch nahezu jeder Campingplatz über eine Sauna. Wir
ließen es uns nicht entgehen uns besuchten den „Ort der Bekanntschaften“. Wir
haben nicht viele Bekanntschaften in Finnland gemacht, aber wenn wir sie
machten, dann immer beim Saunieren. Auf Finnisch wurde über den
unverwechselbaren Camper mit blauem Hochdach gesprochen, wie Tim bei seinem
Saunagang bemerkte, und einmal mehr wurde Scudo zum Gesprächseröffner. Ich hingegen lernte während meines Saunagangs eine freundliche
Dame kennen, die uns tags darauf, während ihrer Abreise, schnell noch eine
E-Mail-Adresse zusteckte, damit wir uns doch bei ihr und ihrem Mann nach
unserer Weltreise melden mögen. Sie wollen uns zu sich nach Finnland einladen. Wie nett :-) Übrigens: Saunieren wird in Finnland strikt zwischen weiblichem und
männlichem Geschlecht getrennt. Gibt es nur eine Sauna, so werden die
Geschlechtergruppen durch Zeiteinteilung voneinander getrennt. Sprich: von
17-19 Uhr die Männer und von 19-21 Uhr die Frauen – oder umgekehrt, das hängt
dann zusätzlich vom jeweiligen Monat ab.
Insgesamt erlebten wir in Finnland den Auftakt eines tollen Sommers. Für Finnland eigentlich ungewöhnlich, wie man uns sagte, jagte eine 30 Grad-Welle die Nächste. Im Land der tausend Seen hat man da wirklich nichts gegen.