Wir haben ja kurz überlegt, ob wir überhaupt einen Bericht über das Baltikum veröffentlichen. Im Vergleich zu dem, was noch kommt, also was wir inzwischen schon in Russland und Georgien erlebt haben, klingt unsere Zeit in Estland und Lettland wenig aufregend. Wie ein entspannter Urlaub, den wir im Zeichen des wundervollen Jahrhundertsommers genießen konnten. Aber das wäre ja nicht fair, haben wir dann gedacht. Denn das Baltikum ist schließlich nicht weniger erwähnenswert als alle anderen Länder, die wir bisher bereist haben. Insgesamt haben wir zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags acht Länder bereist. Jetzt sind wir schon lange in Georgien. Jetzt finde ich die Zeit, diesen Beitrag zu schreiben. Gut so, denke ich, denn jetzt weiß ich, dass unsere schöne Zeit im Baltikum die Ruhe vor dem Sturm war. Und unter diesem Aspekt möchte ich euch unsere Zeit dort ein wenig beschreiben.
Mit der Fähre sind wir am 19.07. von Helsinki, nachdem wir
drei Tage zuvor zufällig in das Gipfeltreffen von Trump und Putin geraten waren
und die Stadt in einem Ausnahmezustand kennenlernten, nach Tallinn in Estland
gefahren.
In dieser zweistündigen Schwebe zwischen Finnland und Estland machte sich hier das erste Mal tatsächlich ein melancholisches Gefühl breit, da wir ja unsere erste Reiseetappe, Skandinavien, hinter uns ließen und somit das erste große Kapitel unserer Reise beendeten. Dieser Teil würde ab jetzt für immer nur noch in unserer Erinnerung abrufbar sein. Aber trotzdem bleibt die Freude auf das, was da noch kommen mag, immer groß – wir blicken ja nicht nur zurück. ;-) Als wir schließlich gegen Mitternacht nach unserer Schifffahrt angekommen waren, war auch die Aufregung wieder da: ein neues Land, neue Eindrücke, neue Erlebnisse.
Den
ersten Tag in Tallinn sortierten und organisierten wir uns erst einmal in der
Uni mit der Beantragung von anstehenden Visa. Die nächsten zweieinhalb Tage
erkundeten wir die schöne Altstadt Tallinns.
In Estland fanden wir per Zufall auch diesen wunderbar
klaren See. Ein Baggersee in Rummu, der nicht nur viele Taucher in die Tiefen
des Unterwasser-Gefängnisses zieht. Erstmals holten wir die Actioncam für Unterwasserfotos heraus,
die schon fast in Vergessenheit geraten war, und sprangen, tauchten und knipsten
was das Zeug hielt. Und das Wetter? Wie immer herrlich, da der Sommer ja mit uns
mitreist, wie wir inzwischen wissen. ;-)
Abends und am nächsten Tag verbrachten wir die Zeit am
Strand der Ostsee in Elbiku/Ölbäck mit lieben, bekannten Gesichtern aus der Heimat. Eine lässige
Strandbar und nette Gespräche, dort in Estland, waren der Auftakt eines
wunderbaren „Ostsee-Urlaubs“. Wie oft hatten wir in diesem Sommer schon diesen
Ostsee-Urlaub und immer war er anders. Ich erinnere mich gern an Polen, als wir
auf der Halbinsel Hel verweilten, an die Ostsee, die wir durch die Schären
Schwedens erblickten oder an Finnland, als wir in Ohtakari eine kleine
Sandstrandidylle genossen. Und schließlich waren wir im Baltikum, wo wir die Ostsee im
Finnischen Meerbusen bestaunten und es uns besonders Lettland sehr angetan hat.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir mehr Zeit für Lettland hatten und uns
auf die Entspannung dort einlassen konnten, denn aufgrund einer Kamerapanne zog
es uns schneller nach Riga und aus Estland heraus, als geplant. In Riga hatten
wir nämlich noch die Möglichkeit, unser Kameraobjektiv kostenfrei reparieren zu
lassen. Nun ja, eigentlich doch auf Kosten Estlands, aber im Sinne vieler
zukünftiger Erinnerungsfotos haben wir uns entschlossen, nach wenigen Tagen Estland zu verlassen.
Da wir nicht wussten, wie lange die Reparatur des Kameraobjektivs dauern würde, hielten wir uns in der Nähe von Riga auf, genauer gesagt in dem kleinen Örtchen Babite. In dem vom Kiefernwald gesäumten Fluss Lielupe, der in die Ostsee mündet, nahmen wir wie üblich unser morgendliches und abendliches Bad. Drei Tage blieben wir dort zum Übernachten, tagsüber sind wir nach Riga zum Sightseeing, zum Ölwechsel, zum Gasauffüllen oder zum Recherchieren in die hochmoderne Nationalbibliothek gefahren. Es gibt ja immer etwas zu tun – auch auf Weltreise.